Nachdem du mit dem Routenvorschlag "Norwegen 1: der Süden bis zur Atlantikstraße" die spektakulärsten Passstraßen, Fjorde und viele weitere Highlights im Landesinneren Südnorwegens bereits kennengelernt hast, kannst du auf deiner nächsten Norwegenreise nun ohne Reue daran vorbeifahren und dich weiter in den Norden wagen. Beim Blick auf die Karte drängt sich dazu eine Reiseroute immer die Küste entlang geradezu auf. Ob bis zum Polarkreis oder noch darüber hinaus entscheidet nur dein Zeitbudget.
Die Grundidee hinter dieser Reiseroute ist es, einfach die schönsten Küstenstraßen Norwegens miteinander zu verbinden: Das wäre im Süden der "Nordsjøvegen" (Fv44 ab Flekkefjord) an der Nordsee und im Norden die Küstenstraße "Kystriksveien" (Fv17 zwischen Steinkjer und Bodø) - eine so viel schönere Alternative zur Europastraße E6 in der Region für all diejenigen, die etwas Zeit mitbringen. Dass man zwischendurch auch die Atlantikstraße, welche du bereits aus Tour "Norwegen 1" kennst, noch einmal fahren kann, ist dabei mehr als willkommen. Diesmal geht es ja zur Abwechslung in die andere Richtung ;-).
Reisezeit
Da dich diese Tour nicht über die teilweise bis Ende Mai geschlossenen Passstraßen im Landesinneren führt, ist die Reisezeit hier eigentlich nicht so wichtig. Aber etwas Sommersonne wäre am Meer natürlich schon ganz nett.
Straßenverhältnisse
sind in Norwegen ausgesprochen gut. Selbst kleine Nebenstraßen sind meist gut gewartet und wunderbar zu fahren. Mitunter stößt man auf Nebenstrecken aber auch auf nicht asphaltierte Pisten. Grundsätzlich darfst Du auf den Landstraßen nur max. 80 km/h fahren. Blitzer gibt es meist stationär und lange im Voraus angekündigt. Sehr selten wird auch unangekündigt gelasert. Wenn es dich da erwischt wird es jedoch richtig teuer. Mach also lieber halblang und entspannt, passt auch besser zum Land.
Anreise
Da dieser Routenvorschlag am Südende Norwegens startet, bietet sich die direkte Anreise über Dänemark mit der Fähre Hirtshals-->Kristiansand an. Wenn du über Schweden kommst, könnte man den dann unvermeidbaren Umweg über Oslo noch mit der Fähre Sandefjord-Strömstad etwas abkürzen, aber viel spart man so auch nicht. Von der Landschaft her kann man die Etappe Oslo bis Kristiansand getrost vergessen. Da verpasst du nichts.
Übernachtung
Hotels sind in Norwegen relativ teuer. Aber auf nahezu jedem Campingplatz - und davon gibt es ausgesprochen viele in Norwegen - kann man auch Hütten mieten. Diese gibt es in allen Preis- und Ausstattungsklassen - von der spartanischen Minihütte bis hin zum Blockhaus mit allen Schikanen. Wir sind auch immer gut ohne Reservierungen zurechtgekommen, so dass wir nicht groß vorplanen mussten und spontan entscheiden konnten. Zelten ist natürlich auch super, denn Dank uraltem norwegischem "Jedermannsrecht" zum Leben im Freien kann man dies fast überall unter Beachtung einiger Regeln für 1-2 Nächte tun.
Wetter
Nun ja, mit Regen - auch stunden- oder tagelang - muss man grundsätzlich klarkommen können und entsprechend vorbereitet sein. Wenn es ganz dick kommt, kauft man sich eine norwegische Tageszeitung und fährt einfach dahin, wo die Sonnensymbole auf der Landeskarte im Wetterbericht sind. Dann hast du auch gleich Papier, um die nassen Stiefel trocken zu kriegen ;).
Anschlusstipp: Lofoten und Vesterålen
Wenn man nun schon mal nördlich des Polarkreises ist und noch einige Tage zur Verfügung hat, dann bietet sich ein Abstecher auf die Inselkette der Lofoten und Vesterålen an. In Bodø liegen diese nun nur noch eine weitere Fährfahrt (Bodø–->Moskenes, ca. 3 Stunden) vor deiner Nase. Ein Stück weiter nördlich gibt es auch noch weitere Fähren, die weniger Zeit für die Überfahrt brauchen und auch öfter fahren. Aber auch das Nordkap liegt in Bodø mit nur noch 1000 km Entfernung schon in erreichbarer Schlagdistanz. Wenn du dich entscheiden musst, dann hebe dir das Nordkap für eine spätere Norwegenreise auf. Die Lofoten und Vesterålen sind landschaftlich das weitaus schönere Erlebnis!
Zeitplan
Die Aufteilung der Tracks ist in der Vorplanung absolut willkürlich erfolgt. Das sollen keine Tagesetappen sein! Die Tagesziele und Übernachtungen ergeben sich bei uns immer nach Lust und Laune unterwegs - teile den Tourplan also auf, wie du magst.
Du bist hier auf jeden Fall langsamer als sonst unterwegs! Bedenke bei deiner Planung, dass die etlichen Fährpassagen zwar sehr schön sind, aber auch Zeit kosten, da sie mehr oder weniger langen Wartezeiten am Anleger mit sich bringen. Tipp: Vorab den Fährplan checken! Gerade an kleineren Fähren auf Nebenstrecken steht man sonst auch schon mal mehrere Stunden in der Landschaft rum, wenn dir die Fähre vor der Nase weggefahren ist. Es gibt aber viel schönere Stellen für lange Pausen, als den Fähranleger ;-)!
Norwegen Track 1
- Die Nordseestraße (norwegisch Nordsjøvegen) ist eine herrliche Reiseroute immer am Meer entlang. Vor allem die besonders reizvolle Fv44 ab Flekkefjord zeigt dir ein Norwegen, wie du es bisher wahrscheinlich noch nicht kennengelernt hast.
- Tipp: Restaurant "Under" in Spangereit; guck dir die Fotos im Netz an und reserviere am besten gleich ;)
- Leuchtturm Lindesnes Fyr mit toller Aussicht über die Küstenlandschaft; es war der erste Leuchtturm in Norwegen und ist der einzige, in dem bis heute Leuchtturmwärter beschäftigt sind
- Leuchtturm Lista Fyr auf Farsund
- Tipp: Wanderung "Brufjellhålene" mit schönen Aussichtspunkten am Meer
- Freilichtmuseum Helleren: alte Holzhäuser unter einem Felsvorsprung am Ende des Jøssingfjord
- schöne Strände südlich von Stavanger entlang der 510: Borestranda, Vigdelstranden, Solastranden u.a.m.
- Stavanger: "Schwerter im Berg" (norwegisch Sverd i fjell): da stecken 3 riesige Schwerter im Boden, sieht man ja auch nicht alle Tage. Ansonsten viele weitere Sehenswürdigkeiten, so z.B. die hübsche Alststadt Gamle Stavanger
- Fähre 1: Mortavika-Arsvågen (E39)
- Tipp: Abstecher ins idyllische Skudeneshavn an der Südspitze der Insel Karmøy
- Reichsmonument Haraldshaugen in Haugesund (Fv47)
- Fähre 2: Sandvikvåg-Halhjem (E39)
Norwegen Track 2
- Fantoft-Stabkirche: 1992 nach einem Brandanschlag komplett niedergebrannt und als nahezu exakte Kopie wieder aufgebaut
- Bergen: zweitgrößte Stadt Norwegens mit vielen Sehenswürdigkeiten. Selbst wenn du wenig Zeit hast, halte wenigstens am Stadthafen und schau dir die alten Handelskontore im Hanseviertel Bryggen an. Die Fahrt auf den Berg Fløyen ist auch beliebt.
- Fähre 3: Masfjordnes-Duesund (570)
- Fähre 4: Rutledal-Rysjedalsvika (57)
- Naustdalstunnelen ca. 6 km (Fv5)
- Tipp: Abstecher zum Brandsøyåsen Viewpoint (weiter auf der Fv5 Richtung Florø)
- Fähre 5: Oldeide-Måløy (616)
- Tipp: Abstecher zum vom Meer geschliffenen Kannesteinen. Der Sandstrand von Refvik und der Leuchtturm Kråkenes Fyr an der Nordseite der Insel sind weitere schöne Ziele.
- die Route führt weiter auf den Nebenstraßen 618 und 620 für eine Pause am traumhaft gelegenen Strand von Hoddevik, der auch für sein Surfer Camp bekannt ist
- Fähre 6: Koparnes-Årvik (61)
- Abstecher zur Vogelinsel Runde: Die Fahrt ansich dorthin ist auch schon schön. Aber so richtig Sinn ergibt dieser kleine Umweg erst, wenn du auch Zeit für die Rundwanderung zu den Vogelfelsen oder wenigstens für eine kleine Bootsfahrt hast. Fernglas nicht vergessen!
- Fähre 7: Hareid-Sulesund (61)
- die Stadt Ålesund ist bekannt für ihre schöne Jugendstil-Architektur und auch den Ausblick vom Aussichtspunkt Kniven solltest du dir nicht entgehen lassen
- Fähre 8: Vestnes-Molde (E39)
- Stadt Molde
- Tipp: Wanderung zur märchenhaften "Trollkirche" (norwegisch Trollkyrkja); drei vom Wasser ausgewaschene Kalksteinhöhlen, die beiden unteren Grotten haben sogar Wasserfälle; Ausgangspunkt ist der Parkplatz an der Fv64 zwischen Malmefjorden und Eide, die 8 km Wanderung dauert ca. 2-3 Stunden. Du brauchst 'ne Taschenlampe!
- Die Atlantikstraße (Atlanterhavsveien, Atlantic Ocean Road) ist ein ca. 8 km langer Abschnitt der Fv64, der sich spektakulär über mehrere Brücken von Insel zu Insel schwingt. Romantiker kommen zum Sonnenuntergang. Sie wurde schon zum besten Roadtrip der Welt und zum Norwegischen Bauwerk des Jahrhunderts gekürt. Superlative sind ja immer so eine Sache, wenn es so viel Schönes in der Welt zu entdecken gibt. Aber rechne auf jeden Fall damit, dass Du mehrfach hin und her fahren möchtest ;)
- die Stadt Kristiansund liegt verteilt auf vier Inseln
- Fähre 9: Seivika-Tømmervåg (680)
- Abstecher-Tipp: Hätte ich schon früher davon gelesen, dann hätten wir wohl auch noch die Fähre Sandvika-Edøy (669) zur Insel Smøla genommen. Auch wenn dieser Abstecher zur "Liebhaber-Kaffebar" eine Sackgasse ist, ein Stückchen Käsekuchen in dem kleinen Kaffee in Veiholmen wäre schon für sich allein genommen Grund genug für diesen Umweg. Doch das eigentliche Ziel ist die herrliche Strecke über die ganzen Inseln bis dorthin. Vergiss die offizielle Atlantikstraße!
- Stadt Trondheim mit mittelalterlicher Kathedrale (Nidrasdom), hübschen Speicherhäusern an der Nidelva u.v.a.m.
- Pausentipp: Pick-up Cafe "Vuddu Valley" an der E6 bei Åsen, eine nicht alltägliche Mischung aus American Diner und Museum
Norwegen Track 3 "Kystriksveien Fv17"
- in Steinkjer beginnt nun die Küstenstraße Kystriksveien Fv17, eine der schönsten norwegischen Landschaftsrouten
- Tipp: Abstecher auf die Insel Leka (von der Fv17 über 802,771 und Fähre Nr. 10 Gutvik-Leka): Vielleicht wird es ja gerade Zeit sich einen Ort für die nächste Nacht zu suchen, wenn du dort bist. In Steinhhütten wie im "Leka motell og camping" hast du bisher sicher noch geschlafen. Das eigentliche Highlight ist aber die Insel selbst. Sie ist ein geologisches Nationaldenkmal und besteht größtenteils aus rötlichem Gestein, welches man sonst nur von USA-Fotos kennt. Für Norwegen wirkt die Insel irgendwie fremdartig, aber doch wunderschön. Ohne Probleme kann man hier mehrere Tage mit Wanderungen, Kajakfahren und rumgammeln am Meer verbringen. Zudem sind über 400 Altertumsdenkmäler auf Leka registriert. Diese musst du nicht alle suchen gehen, aber die Minimalaufgabe für dich ist es, wenigstens einmal um die Insel herumzufahren. Mach viele Stops und nimm das Fernglas mit. Adler und Schweinswale haben wir gesichtet, aber auch Schwertwale, Seehunde und Robben soll man entdecken können.
- Fähre 11: Holm-Vennesund (20 min Fahrzeit, 64 km bis zu nächsten Fähre)
- Tipp: Abstecher mit Wanderung zum Berg Torghatten bei Brønnøysund, in dem ein riesiges Loch klafft
- Fähre 12: Horn-Andalsvågen (20 min Fahrzeit, 17 km bis zu nächsten Fähre)
- Fähre 13: Forvik-Tjøtta (60 min Fahrzeit, 71 km bis zu nächsten Fähre); beachte den Blick auf die berühmte Bergkette "Sieben Schwestern" in nördlicher Richtung
- weiter auf der Fv17 fährst über 1000 m hohen Bergen Sieben Schwestern (Sju søstre) nun auch noch direkt vorbei
- Schrägseilbrücke Helgelandsbrua (1065 m); Pausentipp: Nicht am offiziellen Rastplatz halten (aus Süden kommend vor der Brücke) sondern gleich hinter der Brücke links abbiegen und dem kleinen Schotterweg folgen, der bis unter die Brücke führt...
- Fähre 14: Levang-Nesna (25 min Fahrzeit, 91 km bis zu nächsten Fähre)
- Grønsvik Kystfort Helgelandmuseum für entsprechend Interessierte
- Fähre 15: Kilboghavn-Jektvik (60 min Fahrzeit, 28 km bis zu nächsten Fähre): Du überquerst den Polarkreis auf dem Wasser!
- Fähre 16: Ågskardet-Forøy (10 min Fahrzeit, 177 km bis Bodø)
- kurz hintereinander Svartistunnelen 7624 m und Fykantunnelen 1946 m: es geht unter dem Svartisengletscher, dem zweitgrößten Gletscher Norwegens hindurch
- Tipp: Abstecher zum Stausee Storglomvatnet; der Abzweig liegt zwischen den beiden Tunneln. Teilweise Schotterpiste und weitere schmale Tunnel. Auf dem Weg dorthin vor dem ersten Tunnel parken und die "Fykantrappa" besteigen. Mit über 1000 Stufen kein Spaziergang, aber die Aussicht ist grandios. Ausnahmsweise mit "Gipfelbier" zur Belohnung mitnehmen. Du hast es eh ausgeschwitzt, bis du wieder unten bist und weiterfahren kannst ;-)
- Ureddplassen: Rastplatz an der Fv17 mit schöner Aussicht und Norwegens coolstem Klohaus mit beleuchteten Glaswänden. Am Horizont kannst du schon die Lofoten sehen. Es ist aber auch ein Ort der Erinnerung an die Besatzung des norwegischen U-Bootes "Uredd", welches hier im Zweiten Weltkrieg auf eine Mine gelaufen ist.
- Storvikskartunnelen 3116 m, Vindviktunnelen 988 m und Sundsfjordtunnelen 772 m
- Saltstraumen ("Salzstrom") und Brücke Saltstraumbrua: Die gewaltigen Strudel durch Ebbe und Flut im stärksten Gezeitenstrom der Welt sind echt beeindruckend. Achte aber auf die Gezeitentabelle, damit du nicht gerade im Moment der Tidenumkehr, also bei vergleichsweise ruhigem Höchst- und Tiefststand, auf der Brücke stehst.
- Bodø, die Stadt der Seeadler: Die Region hat den weltweit dichtesten Bestand Seeadlern. Sehenswert sind das Norwegische Luftfahrtsmuseum und das Nordlandsmuseum für entsprechend Interessierte.
Der (auf der Karte nicht existierende) Track 4
Für die Lofoten und Vesteralen habe ich keine Route beschrieben. Folge einfach den kleinsten Straßen zum Meer und du wirst deine eigenen Lieblingsorte und Traumstrände schnell gefunden haben. Wegen der unbeschreiblich schönen Aussichten lohnen sich auch Wanderungen auf die Berge sehr! Die Lofoten sind in der Hochsaison aber ziemlich voll. Zumindest für norwegische Verhältnisse. Deutlich ruhiger geht es da auf den Vesterålen zu. Die Inselgruppe nördlich der Lofoten ist vergleichsweise sicher nicht ganz so schroff, aber wie ich finde nicht weniger reizvoll. Whalewatching Safaris werden z.B. von Andenes und Stø ganz im der Inseln aus angeboten, wir hatten Glück!
Wenn es Richtung Heimat nun schneller gehen muss, kann man die Route über Schweden wählen oder in Norwegen bleiben (E6). Bis zur Fähre Trelleborg-->Rostock hast du ab Bodø etwa 1800 km vor dir, bis zum Ausgangspunkt in Kristiansand sind es 1500 km. Wenn die Zeit dafür bleibt lohnt es sich immer, die durch den fortgeschrittenen Ausbau nun noch langweiligere Europastraße zu verlassen und ins Landesinnere abzubiegen. Etwa mit einem Schlenker über das atemberaubende Sognefjell und das Aurlandsfjell. Du kannst dir ja deine eigenen Highlights der ersten Norwegenreise nochmal vornehmen. Auf dem Rückweg auf der E6 kommst du am Polarkreiscenter im Salzfjell vorbei: Man kann ja nicht einfach ohne das Foto vor dem "Polarkreis-Globus" nach Hause fahren. Und wo wir gerade bei Pflichtstop sind: Ein Stück weiter kommt dann noch das Arctic Circle Motorcycle Museum...
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